Nach mehr als 35 Jahren finden in der Zeit vom 17. bis 27. Juli 2025 die FISU World University Games wieder an Rhein und Ruhr in NRW statt. 8.000 Athletinnen und Athleten, Studentinnen und Studenten aus aller Welt, treten in 18 Disziplinen gegeneinander an.
Der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen bot seinen befreundeten Vereinen die Möglichkeit, kostenlose Tickets für die Leichtathletikwettbewerbe zur Verfügung zu stellen. Diese Gelegenheit ließen sich die Leichtathleten der LG Oelde/Wadersloh nicht entgehen. Kurzerhand wurden zwei Bullis organisiert, die im Handumdrehen bis auf den letzten Platz besetzt waren. Am Mittwoch, 23. Juli, dem dritten Tag der Leichtathletikwettkämpfe ging es für das achtzehnköpfige Team Richtung Lorheidestadion in Bochum-Wattenscheid. Gleich beim Eintreffen an der Weitsprunganlage erlebte die Gruppe den weiten Satz von Luka Herden (Uni Münster / LG Brillux), der sich mit seinem kurzen Auftritt und einer Weite von beeindruckenden 7,96 Metern für den Weitsprungendkampf der Männer qualifizierte. Später, in der Gruppe B, qualifizierte sich auch der zweite deutsche Weitspringer, Simon Batz, mit 7,89 Metern sicher im ersten Durchgang.
An anderer Stelle fand zeitgleich auf zwei Anlagen das Kugelstoßen der Siebenkämpferinnen statt. Nachdem sie den Hürdenlauf und Hochsprung bereits am Vormittag absolviert hatten, war dieser Wettbewerb die dritte Disziplin ihres ersten Wettkampftages. Die größte Weite erzielte die Portugiesin Mariana Bento mit 14,20 Metern (SB 14,78 Meter). Hinter ihren Erwartungen blieb Jenna Fee Feyerabend, die ebenfalls Weiten deutlich jenseits der 14 Meter erzielen kann. Mit 12,93 Metern ließ sie wertvolle Punkte liegen. Versöhnlich stimmte sie der abschließende 200 Meter Lauf, den sie in 26,83 Sekunden mit Saisonbestleistung beendete. Nach einem Tag mit Höhen und Tiefen startet sie morgen mit 4662 Punkten von Rang 12.
Ein großes Feld von 27 Startern ging auf die 25 Runden des 10.000-Meter-Männer-Finales. Mit dabei, Lukas Ehrle, der im Mai beim 10.000 Meter Europacup im französischen Pacé mit 28:40,22 Minuten erstmals unter 29 Minuten lief. Er setzte sich nach anfänglichem Gerangel in der zweiten Runde zunächst an die Spitze des Feldes und forcierte das schleppende Tempo mit etwa 20 Metern Abstand zur Gruppe. Nach 2.000 Metern Führungsarbeit wurde er jedoch peu à peu durchgereicht und verlor schließlich nach einer Tempoverschärfung den Anschluss an die Hauptgruppe. Die letzten acht Runden absolvierte er, deutlich zurückgefallen, in einer Dreiergruppe und musste kurz vor seiner Finalrunde eine Überrundung durch die drei Führenden hinnehmen. Die begeisterten Zuschauer trugen die Sportler, vom kenianischen Sieger Brian Muange Musau (28:42,39 Minuten) über Lukas Ehrle (29:55,97 Minuten) bis hin zum Inder Trilok Kumar, der die letzten drei Runden alleine lief und in 36:00,27 Minuten finishte, mit begeistertem Applaus über die Bahn ins Ziel. Für jeden Läufer war, wie auch bei heimischen Veranstaltungen, ein Rundenzähler abgestellt, der die Athleten über die noch verbleibende Rundenzahl auf dem Laufenden hielt.
Nachdem das Netz der Hammerwurfanlage von den Volunteers im Gleichtakt hochgezogen und befestigt worden war, konnte der Wettbewerb der Männer pünktlich starten. Merlin Hummel ging mit 75,88 Metern in Führung und legte mit 77,03 Metern im zweiten Versuch deutlich nach. Nachdem er im dritten Durchgang einen zweiten Anlauf benötigte lief es für ihn nicht mehr rund. Sein Dauerkonkurrent, der Ukrainer Mykhailo Kokhan wusste zu kontern und schob sich mit 77,10 Metern sieben Zentimeter vor Hummel an die Spitze und zur Goldmedaille. Hummel blieb somit die Vize-Weltmeisterschaft und Bronze ging an den Italiener Giorgio Olivieri, der mit 73,78 Metern eine Saisonbestweite erzielte.
Auch das Aufstellen und spätere Abbauen der Hürden auf der Rundbahn war von den Volunteers perfekt einstudiert worden und erfolgte synchron. Das 400-Meter-Hürden-Finale der Männer fand ohne deutsche Beteiligung statt. Hier kürte sich der Türke Berke Akcamin in 49,29 Sekunden zum Studenten-Weltmeister. Einen so temporeichen Hürdenlauf aus nächster Nähe zu erleben war für die LG-Gruppe beeindruckend.
Im dritten 800 Meter Semi-Finallauf der Frauen war Smilla Kolbe auf Bahn 4 gesetzt. Nach einem guten Start übernahm sie zum Ende der ersten Runde die Führung von wo aus sie das Feld bis zum Zieleinlauf kontrollierte. Mit 2:01,89 Minuten qualifizierte sich die sympathische Studentin, die erst kürzlich ihre persönliche Bestzeit auf 1:59,02 Minuten verbesserte, souverän für das Finale.
Zum Abschluss des ereignisreichen Tages standen die 400-Meter Finals der Frauen und Männer auf dem Zeitplan im Lorheidestadion. Jana Lakner, die sich im vergangenen Monat beim Atleticageneve in Genf auf 51,73 Sekunden gesteigert hat, bog zunächst als Führende auf die Zielgerade ein, konnte dann aber nicht mehr mitziehen. Nach einem couragiert angegangenen Lauf belegte sie mit 52,57 Sekunden den fünften Platz.
Das 400-Meter Finale der Männer beendete der Südafrikaner Lythe Tyresse Pillay in 44,84 Sekunden mit einer Saisonbestzeit als Weltmeister und Goldmedaillengewinner.
Mit vielen tollen Eindrücken machte sich die Gruppe der LG Oelde/Wadersloh am späten Abend auf den Heimweg. Zuschauer und Athleten verschiedenster Nationen saßen im Stadion als große Sportfamilie gemeinsam auf der Tribüne um die Aktiven anzufeuern. Noch bis Sonntag, dem 27. Juli 2025, kämpfen die Studentinnen und Studenten um Titel und Medaillen. Das Dabeisein hat sich gelohnt und die Veranstaltung hätte ganz sicher mehr Zuschauer verdient.